Kröncke Höfe

Stuhlrohr-Fabrik Menk, Schulze seit 1876

Historie

Ein Blick auf die lange Historie eines Bremer Industriestandorts

Die Kröncke Höfe in Findorff – in Bremen sind sie meist besser bekannt als die Stuhlrohrfabrik Menck, Schultze & Co. Das Unternehmen wurde im Jahr 1876 ursprünglich als Hinterhoffabrik in der Bremer Bahnhofsvorstadt gegründet; um das Jahr 1890 erfolgte dann jedoch die Expansion auf das heutige Areal zwischen Findorffstraße, Admiralstraße, Plantage und Herbststraße in dem schon damals dynamischen Stadtteil Bremen-Findorff. 

Bis 1903 vergrößerte sich Menck, Schultze & Co. dann in mehreren Bauabschnitten erheblich – beginnend mit der Stuhlrohrwäscherei im Jahr 1890. Das Verwaltungshauptgebäude, das seit 2010 unter Denkmalschutz steht und noch heute als solches genutzt wird, wurde im Jahr 1903 errichtet. Das Wachstum der ersten Dekaden drückte sich natürlich auch in den Mitarbeiterzahlen aus: In Spitzenzeiten waren bei Menck, Schultze & Co. teilweise bis zu 1000 Frauen und Männer beschäftigt.

Verarbeitet wurde seit jeher das aus Südostasien importierte Stuhlrohr, das in Bremen gespalten, gefärbt und weiterverkauft wurde. Weitläufig bekannt ist es als Rattan, verwendet beispielsweise von der berühmten Firma Thonet, die u. a. hochwertige Stühle, Sessel und Heizkörperverkleidungen damit herstellt.

Die gravierendste Zäsur der Unternehmenshistorie stellte dann der Zweite Weltkrieg dar, in Zuge dessen weite Teile der Gebäudelandschaft der Stuhlrohrfabrik zerbombt wurden. Erhalten blieb jeweils nur ein Teil des Hauptgebäudes und der damaligen Produktionsliegenschaft. Der Wiederaufbau erfolgte ab 1945 durch die Werksangehörigen – neue Fabrikationsräume und Lager wurden geschaffen. Die Nachfrage nach Stuhlrohr ging im Laufe der Folgejahre jedoch zurück, sodass das Jahr 1956 die endgültige Aufgabe der Produktion und gleichzeitig den Beginn der gewerblichen Vermietung des Geländes markierte.  

Die Nordwestfassade der Stuhlrohrfabrik mit der Verwaltung.

Arbeiter*innen in der Stuhlrohrfabrik.

Menck, Schultze, Kröncke

Die Personen hinter den Kröncke Höfen

Die Namensgebung des Areals geht auf Christian Kröncke Senior zurück, der seine Karriere als Lehrling bei Menck, Schultze & Co. bereits wenige Tage nach der Unternehmensgründung in der Fabrik begann. Er arbeitete sich schnell hoch, wurde 1893 Teilhaber und übernahm später den kompletten Betrieb. Anschließend wurde das Unternehmen innerhalb der Familie Kröncke weitergegeben. So auch an seinen Sohn Wilhelm Kröncke, der seit dem Jahr 1924 in der Firma als Geschäftsführer und Gesellschafter tätig war. Nach seinem Tod überneimmt seine Frau Emma Kröncke die Geschäftsführung bis zu ihrem Tode 2001.

Im Jahr 2001 übernimmt dann Christine Kröncke, Tochter von Wilhelm und Emma, das Areal zwischen der Admiral- und Herbststraße. Sie ist es dann auch, die das fortführt, was ihre Mutter bereits begonnen hatte: die Sanierung und Weitervermietung der Flächen. Christine Kröncke gründet 1976 ihre eigene Möbelvertriebsgesellschaft „Christine Kröncke interior design“ mit dem Schwerpunkt „zeitloses Design“.

Industrielle Erfolgsgeschichte, generationsübergreifende Familiendynastie, wandlungsfähiger Gewerbestandort – die Kröncke Höfe sind vieles, aber vor allem ein fester Bestandteil der DNA des Wirtschaftsstandorts Bremen. Es sind Orte und Geschichten wie diese, die die Hansestadt zur einzigartigen Wirkungsstätte machen. Seit 2021 ist Khaled Hadidi als Geschäftsführer und Gesellschafter in der Firma tätig und vertritt auch die Interessen seiner Generation.

Verarbeitung des biegsamen Schilfrohrs.

Verarbeitung des biegsamen Schilfrohrs.